Heute wollen die Eltern ihren Kinder alles recht machen. Sie wollen möglichst alle Wünsche erfüllen und sind bemüht alles perfekt zu organisieren.
Man möchte ihnen den Start ins Leben erleichtern, aber leider verursacht das oft genau das Gegenteil.
Ich lese manchmal in Artikeln über Kindererziehung: " Zu viel Liebe erdrückt das Kind". Für mich ist diese Aussage sehr irreführend, denn Liebe, ist ja keine Liebe mehr, wenn sie die Kinder erdrückt. Es geht nicht darum, das Eltern ihre Vorstellungen durch das Kind verwirklichen, sondern darum, in seinem Kind die Veranlagungen zu erkennen und es dahingehend zu stärken und zu unterstützen.
Was kann ich tun, um mein Kind bestmöglich auf das Leben vorzubereiten? Was soll eine gute Mutter oder Vater tun? Soll man sich aufopfern, ihm alles geben wonach es erlangt, oder ihm alles negativ Verursachende ersparen?
In erster Linie geht es darum, sein Kind zu akzeptieren und ihm den nötigen Freiraum zu geben. Auf keinen Fall sollte man versuchen perfekt zu sein.
Die Realität wird so falsch dargestellt, und lässt das Kind in einer irrealen Welt leben. So werden Probleme vorprogrammiert, die sich spätestens bei Schulbeginn zeigen.
Auch sollte man seine Kinder nicht täglich mit Aktivitäten verplanen. Das freie Spiel ist ein wichtiger Lernprozess für das Kind, der leider unterschätzt wird.
Viele Mütter stehen unter einem großen Druck und haben ständig Schuldgefühle, zu wenig Zeit für ihr Kind zu haben, was dann oft mit einer "Überschüttung" von Geschenken, oder dem Kind jeden Wunsch zu erfüllen, kompensiert wird. Das hat fatale Folgen. Kinder müssen an Grenzen stoßen. Durch negative Erfahrungen lernen sie, mit ihren Probleme umzugehen und sie zu lösen. Diese Erfahrungen sind eine Vorbereitung auf das Leben. Bewahren die Eltern ihr Kind vor Fehlschlägen und Unsicherheiten, geht ein wichtiger Lernprozess verloren. Das kann viele Probleme zur Folge haben, wie fehlende Motivation oder auffälliges Verhalten, unter anderem.
Maria Montessori`s Leitsatz der Kindeserziehung war : "Hilf mir, es selbst zu tun! " Kinder sollten immer die Möglichkeit haben, Ihnen aufgetragene Aufgaben selbst lösen zu dürfen. So kann ein Kind seinen Selbstwert aufbauen, denn die Eltern signalisieren, dass sie ihm voll und ganz Vertrauen. Auch feste Strukturen im Tagesablauf helfen dem Kind, sich zu orientieren, denn das vermittelt ihm Sicherheit.
In Familien, wo über negative Emotionen gesprochen wird, lernen Kinder, dass Probleme keine Bedrohung darstellen und das man Schwierigkeiten überwinden kann.
Im Leben gibt es nicht nur glückliche Momente, und es ist sehr wichtig, diese auch im Familienverband auszusprechen zu können.
Studien haben gezeigt, dass Familien, die ihre Gefühle mitteilen, weit aus weniger Probleme haben, als Familien, die versuchen alles perfekt erscheinen zulassen.
Eltern sind auch ein Vorbild für Kinder in der Art, wie sie mit ihren Emotionen umgehen und zum Ausdruck bringen.
Ich habe lange mit krebskranken Menschen gearbeitet. Wurde in der Familie offen mit den Kindern über das Problem gesprochen, wurden alle damit besser fertig. Doch wenn man versuchte, es vor den Kindern geheim zu halten, hatte das viele Probleme zur Folge. Vor allem kleine Kinder haben noch ein ausgeprägtes Gespür für Stimmungen, sie merken, dass es der Mutter (oder einem anderen Familienmitglied) nicht gut geht, aber Ihnen wird etwas anderes gesagt. Das führt zu einer großen Verunsicherung, und kann sich im Verhalten des Kindes auf verschiedenste Weise widerspiegeln.
Es ist ein Fehler zu glauben, dass es dem Kind besser geht, wenn man es vor Problemen in seinem Umfeld schützt!
Es hat etwas sehr Befreiendes, wenn man offen über seine Gefühle in der Familie sprechen kann. Es ist auch ein Reifeprozess, denn man lernt sich, und auch die anderen, dadurch besser kennen und verstehen.
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